November ist ein grauer Monat, ein kalter und kein guter, um den Zustand von Bäumen einfach zu erkennen, denn sie tragen jahreszeitbedingt eh keine Blätter. Da war es gut, dass wir einen Fachmann eingeladen hatten am 18. November 2017. Herrn Leder vom Straßen- und Grünflächenamt Mitte.
Wir, das waren gut 60 Anwohner der Levetzowstrasse, die dem Aufruf von Sabine Bechinger und Stefan Zobel gefolgt waren zu einer Begehung der Kastanienallee, um detaillierte Informationen über deren Zustand zu bekommen. Doch die einleitenden Worte des Fachmannes waren ernüchternd. Die Bäume hätten ihre Lebenserwartung bereits überschritten, wo sie bereits in den Nachkriegsjahren und Anfang der 50er gepflanzt worden seien.
Leider sei schon beim Anlegen der Baumreihen Fehler begangen worden, so Wolfgang Leder, da die Bäume alle recht dicht nebeneinander und nicht gegeneinander versetzte gepflanzt wurden. Der Boden war und ist auch nicht von bester Qualität mit all dem Schutt der Nachkriegsjahre, Kies und Leitungen darin. Die Wurzeln der Bäume liegen teilweise frei, wo bereits zuviel von der kargen Erde fehlt. In den Jahren nach dem Anlegen der Allee wurde bereits Kastanien nachgepflanzt aber heute sind die Kronen der meisten Bäume hier vergreist, mit wenig Laub und viel totem Geäst.
Die Kastanien sind geschädigt von Miniermotte und Zunderschwamm, zusätzlich noch von dem winterlichen Streusalz, das mit dem Spritzwasser von der Straße auf die Bäume gelangt.
Als Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes meint Wolfang Leder, dass auch im Winter der Verkehr in der Stadt funktionieren muss. Dabei wird leider diese Nebenerscheinung billigend in Kauf genommen.
Um der Miniermotte Herr zu werden müssen die Blätter mit den Eiern, die im Herbst auf den Boden falle alle beseitigt und vernichtet werden. Passiert dies nicht jedes Jahr kann sich der Parasit ungehindert weitervermehren. Die so geschwächten Bäume sind leichte Opfer für den Zunderschwamm, der über Ast-Bruch oder Stammwunden in den Wirtsbaum eindringt und im Kernholz Weißfäule verursacht.
Für den befallenden Baum sei das dann der Anfang vom Ende, denn irgendwann ist der Baumstamm so instabil, dass der nächste Sturm ihn splittern lässt oder es wird bemerkt und der Baum wird aus Sicherheitsgründen gefällt. Die unglaubliche Fähigkeit sich unterirdisch mit den Wurzeln des Nachbarbaumes zu vereinen wird anderen Bäumen dann zum Verhängnis, denn besagter Schwamm breitet sich auf diesem Wege weiter aus von Wirt zu Wirt.
Aber die Situation sei hausgemacht so Leder, da das Land Berlin seit Jahrzehnten immer weniger Geld für seine Grünanlagen aus. Diese vergammeln immer mehr und immer mehr kostet dann auch die Instandhaltung oder gar die Erneuerung. Maßnahmen für den Erhalt der wunderschönen und wichtigen Kastanienallee in der Levetzowstrasse hätten bereits vor zwei Jahrzehnten beginnen müssen. Jetzt steht die Zukunft der Bäume in den Sternen.
Am Ende der Begehung kommt Wolfgang Leder dann doch noch ein kleiner Trost für die sichtlich geschockten Anwohner über die Lippen: kommt es zum Schlimmsten, dem Abholzen der Bäume , würde dies in Etappen geschehen. Ist eine größere Fläche sehr ausgedünnt werden übers Jahr neue Bäume gepflanzt.
Aber Kastanien werden es nicht mehr sein. Diese wunderschönen Bäume kommen mit den rauen Gegebenheiten des Stadtverkehrs und des Global Warming‘s mit entsprechend langen Trockenperioden nicht zurecht. Die Ulme wird es wohl sein… Aber dann bitte richtig: 1,2 Meter von der Straße weg, im Abstand von zwölf Metern und gegeneinander versetzt gepflanzt!
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Mai 2021: Düngen der rd. 150 Kastanien-bäume auf dem grünen Mittelstreifen der Levetzwostrasse durch das Straßen- und Grünflächenamt Berlin-Mitte
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